Zur Erstellung eines DPP müssen alle geforderten Angaben (siehe Kapitel 3) bereitgestellt werden. Der Hersteller kann optional noch weitere Informationen und Dokumentationen zum DPP hinzufügen.
Idealerweise erstellt der Hersteller oder der Branchenverband dazu pro Produktfamilie oder Produktkategorie ein Product Data Template (PDT) oder lässt es sich durch einen Dienstleister erstellen. Dies entspricht dem leeren digitalen Formular für ein Produktdatenblatt. Die ISO-Norm 23387:2020 definiert Konzepte und Prinzipien für Datentemplates für Bauteile, die im Rahmen von Building Information Modeling (BIM) genutzt werden. Ein Template setzt sich aus maschinenlesbaren Eigenschaftsbezeichnungen nach der ISO-Norm 23386:2020 zusammen, die aus digitalen Data Dictionaries wie dem bSDD stammen, die auf der ISO-Norm 12006-3:202213 beruhen.
Im bSDD können zu den Eigenschaftsbezeichnungen auch weitere Kontextinformationen wie die jeweilige Prüfnorm oder die Beziehung zu anderen Eigenschaften (Properties) einmal hinterlegt werden, ohne dass diese in jedem Template integriert sein müssen.
Welche Eigenschaften kommen zwingend in ein PDT?
Inverkehrbringer von Bauprodukten sind über die Gesetzgebung verpflichtet, in einem PDT wesentliche Eigenschaften (Essential Characteristics) als Leistungsinformationen ihrer Produkte in Form einer Leistungserklärung (DoP) bereitzustellen. Diese wesentlichen Eigenschaften sind in den harmonisierten technischen Spezifikationen für jedes Produkt festgelegt und umfassen Aspekte wie mechanische Festigkeit, Brandverhalten, Energieeffizienz usw. Darüber hinaus gibt es weitere wichtige, von Planenden häufig geforderte Informationen, wie z. B. Materialzusammensetzung, Umweltverträglichkeit und Informationen zur Kreislaufwirtschaft. Zudem sind Hersteller dazu aufgefordert, Leistungseigenschaften im Zusammenhang mit ihren innovativen Lösungen anzugeben. Damit können z. B. auch kleine Unternehmen einfacher auf ihre Innovationen aufmerksam machen und schneller in den Markt eintreten.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass dem Kunden neuste Erkenntnisse nach dem aktuellen Stand der Technik über den Digitalen Produktepass «nachgereicht» werden können. Im DPP können Daten kontinuierlich ergänzt oder Informationen aktualisiert werden. Ausgenommen sind rechtlich verbindliche Leistungseigenschaften der Leistungserklärung (DoP). Nach Eingabe der Werte in das PDT wird ein Product Data Sheet (PDS) für das eigentliche Produkt, d. h. den physischen Artikel, erstellt. Dieses ist damit in der Sprache der Informatik ein «instanziiertes» PDT, das die spezifischen Informationen eines Produkts enthält. Ein PDS kann im digitalen Datenaustausch zwischen den verschiedenen Akteuren eines Bauprojekts verwendet werden, z. B. für die Integration in ein BIM-Modell.

Ein zentralisiertes Datenmanagement wie ein Product Information Management (PIM) oder Enterprise Resource Planning (ERP) System inklusive einem Content-Management-System (CMS) spielen für eine optimale Datenintegration und die Interoperabilität eine entscheidende Rolle, aufbauend auf dem weltweit eindeutigen Produktidentifikator. Damit alle Informationen aktuell und korrekt sind, einschliesslich neuer Daten bei Änderungen von Produkteigenschaften oder regulatorischen Anforderungen, muss der DPP regelmässig aktualisiert werden.
Es gibt viele verschiedene Varianten, um einen DPP zu erstellen und zu publizieren. Die Auswahl der Methode hängt von der spezifischen Situation, den Anforderungen des Produkts, der Grösse und Art des herstellenden Unternehmens sowie den technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen ab. Nachfolgend werden zwei Hauptvarianten beschrieben. Diese sind in der nachfolgenden Grafik zusammengefasst.
6.1.1 Variante 1: Hersteller erstellt und verwaltet den DPP selbst
Der digitale Produktpass (DPP) wird in dieser Variante entweder auf der eigenen Unternehmenswebsite oder einer eigenen Plattform zur Verfügung gestellt. Hier erstellt der Hersteller den DPP intern, indem er zunächst alle zur Inverkehrbringung notwendigen Informationen des Produkts sammelt und nach Lebenszyklusphase ordnet. Dies bietet dem Hersteller eine umfassende Kontrolle über die eigenen Daten und eine nahtlose Integration in seine bestehenden IT-Systeme. Der Hersteller hat somit stets die Möglichkeit, den DPP jederzeit an neue Bedürfnisse anzupassen.
6.1.2 Variante 2: DPP-Erstellung durch externen Provider
Der DPP wird durch einen externen Provider auf seiner Plattform zur Verfügung gestellt. Die Verantwortung der Richtigkeit und Aktualität verbleibt bei dieser Variante beim Hersteller. Die Datenaktualisierungen erfolgen über Schnittstellen, manuell über ein CMS oder im Auftrag des Herstellers durch den Provider. Die Anforderungen an die Infrastruktur beim Hersteller sind minimal, da sie durch den Provider zu Verfügung gestellt wird.
Es ist davon auszugehen, dass sich in Zukunft eine beachtliche Anzahl an DPP-Providern etablieren wird. Dieses Whitepaper wurde durch die DPP-Provider buildup AG14 und NexSwiss15 unterstützt.

13 ISO 12006-3:2022 – Building construction – Organization of information about construction works – Part 3: Framework for object-oriented information
14 https://ch.buildup.group/de
15 https://pepadocs.com/en/digital-product-passport
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